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Jochen Stopperam

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Das Wahre
Das Gute
Das Schöne

 

Erkenntnistradition betreffend “Das Schöne”

 

  Laotse   Bertolt Brecht
  Platon Fjodor Dostojewski Bianca
  Immanuel Kant Rudolf Steiner Ken Wilber
  Johann Wolfgang Goethe Pawel Florenski Schön ist es, auf der Welt zu sein

 

Laotse  (  um 500 v.Chr.  )

In „DauDeDsching”

( Dau = wegweisendes Wort sowie auch Urgrund des Seins

De = Seele des existierenden Einzelnen sowie auch sein zeitliches Wesen, sein Charakter

Dsching = Buch )

Kap. 2

Alle wissen, daß schön das Schöne, so gibt es das Häßliche.

Kap. 81

Wahre Worte sind nicht schön, Schöne Worte sind nicht wahr

 

Platon  (  427 v.Chr.  bis  347 v.Chr.  )

 

Aus dem Symposion (Gastmahl) - Teil "Unterweisung der Diotima"

Danach wird er verstehen, daß das Schöne in jeglichem Körper dem in jedem anderen verschwistert ist;
und daß es (falls man den Begriff „Das Schöne“ verfolgt) großer Unverstand wäre, das in all den Körpern Schöne nicht für eines und dasselbe zu halten;

Danach aber hält er das in den Seelen Schöne für herrlicher als das in den Körpern,
und schaut darum das Schöne in den Bestrebungen und in den Sitten an,
um wiederum von diesem zu erkennen, daß es sich überall verwandt ist.

Von dem Schönen der Bestrebungen aber wird er weiter zu den Erkenntnissen gehen,
damit er auch die Schönheit der Erkenntnisse schaue; bis er eine bestimmte Erkenntnis erblicke,
welches die Erkenntnis eines folgendermaßen Schönen ist:

Er wird plötzlich ein von Natur wunderbares Schönes erkennen; eben jenes selbst,
um dessen willen er alle bisherigen Anstrengungen gemacht hat:
welches zuallererst immer ist und weder entsteht noch vergeht, weder wächst noch abnimmt.
Nicht in bezug auf dieses schön, in bezug auf jenes aber häßlich ist,
nicht mal doch und mal nicht, nicht in Vergleich hiermit schön, im Vergleich damit aber häßlich,
nicht hier schön und dort häßlich, als sei es für die einen schön, für die andern aber häßlich.
 

Auch offenbart sich ihm dieses Schöne
nicht wie ein Gesicht, wie Hände oder irgendetwas anderes, das am Körper teilhat,
nicht als etwas Sprachliches, nicht als Erkenntnis noch als irgendwo in etwas anderem seiend
(etwa einem Lebewesen, der Erde oder dem Himmel, noch irgend etwas anderem);
 

Sondern: An sich und für sich und mit sich eingestaltig immerseiend.
 

Alle vergänglichen schönen Dinge erscheinen ihm aber als an jenem teilhabend,
und zwar auf eine solche Weise daß, wenn auch die anderen Dinge entstehen und vergehen,
jenes Schöne doch nie davon mehr oder weniger wird oder irgendetwas erleidet.
 

Denn dies ist die rechte Art , daß man von dem einzelnen Schönen beginnend,
jenes einen Schönen wegen immer höher hinaufsteige, gleichsam stufenweise:
von einem zu zweien und von zweien zu allen schönen Körpern, und von den schönen Körpern zu den schönen Sitten und Handlungsweisen,
und von den Sitten zu den schönen Kenntnissen, bis man von den Kenntnissen endlich zu jener Kenntnis gelangt, welche von nichts anderem als von jenem Schönen selbst die Kenntnis ist, und man also zuletzt jenes selbst, was schön ist erkenne.
 

Und an dieser Stelle des Lebens, wenn überhaupt irgendwo,
ist dem Menschen das Leben lebenswert,
wo er das Schöne selbst schaut.

 

Immanuel Kant ( 1724 - 1804 )

In „Kritik der Urteilskraft“

Schön ist, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird.

Das Wohlgefallen, welches das Geschmacksurteil bestimmt, ist ohne alles Interesse.

Der Gegenstand eines solchen reinen uninteressierten Wohlgefallens ist schön.


 

Johann Wolfgang Goethe ( 1749 - 1832 )

1805 über Schiller

Indessen schritt sein Geist gewaltig fort ins Ewige des Wahren, Guten, Schönen,

Und hinter ihm, im wesenlosem Scheine, lag was uns bändigt, das Gemeine.


 

In „Faust zweiter Teil“

Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt,

dem Turme geschworen, gefällt mir die Welt.

Ich blick' in die Ferne, ich seh' in der Näh'

den Mond und die Sterne, den Wald und das Reh.

So seh' ich in allen die ewige Zier,

und wie mir's gefallen, gefall' ich auch mir.

Ihr glücklichen Augen, was je ihr gesehn,

es sei wie es wolle, es war doch so schön!

 

In „Maximen und Reflexionen“

Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben.

 

1827 zu Eckermann

So ist die Eiche ein Baum, der sehr schön sein kann. Doch wie viele Umstände müssen zusammentreffen, ehe es der Natur einmal gelingt, ihn wahrhaft schön hervorzubringen. ...

...Ein sandiger oder mit Sand gemischter Boden, wo ihr nach allen Seiten hin mächtige Wurzeln zu treiben vergönnt ist, scheint ihr am günstigsten zu sein. Und dann will sie einen Stand, der ihr gehörigen Raum gewährt, alle Einwirkungen von Licht und Sonne und Regen und Wind von allen Seiten her in sich aufzunehmen.

Im behaglichen Schutz vor Wind und Wetter herangewachsen, wird aus ihr nichts; aber ein hundertjähriger Kampf mit den Elementen macht sie stark und mächtig, so daß nach vollendetem Wuchs ihre Gegenwart uns Erstaunen und Bewunderung einflößt.


 


Fjodor Dostojewski ( 1821 bis 1881 )

In „Über russische Literatur“

Das Bedürfnis nach Schönheit und nach der sie gestaltenden schöpferischen Betätigung gehört untrennbar zum Menschen, und ohne Schönheit wollte der Mensch vielleicht gar nicht leben.


 

Rudolf Steiner ( 1861 bis 1925 )

Das Schöne bewundern, das Wahre behüten, das Edle verehren, das Gute beschließen:

Es führet den Menschen im Leben zu Zielen, im Handeln zum Rechten, im Fühlen zum Frieden, im Denken zum Lichte

Und lehrt ihn vertrauen auf göttliches Walten in allem was ist: Im Weltenall, im Seelengrund.


 

Pawel Florenski ( 1882 - 1937 )

In „Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit” 

„Das Wahre, das Gute und das Schöne” - diese metaphysische Trias - sind nicht drei verschiedene Prinzipien, sondern eines. Es ist ein und dasselbe geistige Leben, jedoch von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet.

Das geistige Leben, das von dem Ich ausgeht und im Ich seinen Mittelpunkt hat, ist die Wahrheit.

Als unmittelbare Wirkung eines anderen wahrgenommen, ist es das Gute.

Von einem dritten gegenständlich angeschaut, als nach außen strahlend, ist es das Schöne.


 

Bertolt Brecht ( 1898 - 1956 )

In „Neue Schulen“

Sich erinnernd an die dunklen, leeren Äste im Winter sieht man den blühenden Apfelbaum mit noch mehr Freude.


 

Herlinde Grobe und Reinhard Deutsch ( )

In „Das erste Lied“

Am Anfang war nur Himmel und Erde und über dem Wasser lag schweigende Nacht.

Dann kam das Licht - dann kam das Leben, doch was hat die Welt erst fröhlich gemacht?:

Das erste Lied und die Musik, was irgendwann einmal begann, es war des Schöpfers Meisterstück!

Das erste Lied, der erste Klang begleitet uns noch heut und bleibt ein Leben lang.



 

Ken Wilber ( 1947 - )

In „The Eye of Spirit“ (Deutsch erschienen unter „Das Wahre, Schöne, Gute“)

Integrale Philosophie koordiniert also auf der Verstandesebene das Wahre, das Schöne und das Gute, webt aus den vielen Gesichtern des Geistes ein Mandala und lädt uns zu eigener spiritueller Praxis ein, damit wir schließlich dem Geist von Angesicht zu Angesicht begegnen.


Mit der Wissenschaft gelangt man zum Wahren, dem „Es“ des Geistes. Mit der Ethik gelangt man zum Guten, dem „Wir“ des Geistes.

Was kann dann ein integraler Ansatz über das Schöne aussagen, das „Ich“ des Geistes selbst? Was sieht man letztlich, wenn man im Auge des Geistes, dem Ich des Geistes, ist?


Wenn man einen schönen Gegenstand betrachtet, sei er natürlich oder ein Artefakt, stellt man jede andere Aktivität ein und gewahrt nur noch.


Man ruht bei der Welt, wie sie ist, nicht so, wie man sie haben will. ... Man schaut, manchmal ehrfürchtig, manchmal schweigend, aber immer hört die rastlose Bewegung auf, die sonst das Merkmal eines jeden wachen Moments ist.


Große Kunst hebt die Rückwärtswendung des Auges, das Klagen über die Vergangenheit, die Sorge vor der Zukunft auf.


Stelle dir den schönsten Menschen vor, den du kennst. Stelle dir den Augenblick vor, als du ihm oder ihr in die Augen blicktest und für eine flüchtige Sekunde gebannt warst: ... Die Zeit blieb stehen, und du starrtest gebannt in diese Schönheit. Stelle dir jetzt vor, daß dieselbe Schönheit dir aus jedem einzelnen Ding im ganzen Universum entgegenstrahlt: jedem Stein, jeder Pflanze, jedem Tier, jeder Wolke, jedem Menschen, jedem Gegenstand, jedem Werk, jedem Bach, ja selbst aus den Müllhaufen und gescheiterten Träumen ....

Diese alles durchdringende Schönheit ist keine Übung in schöpferischer Phantasie. ... sie ist wahrhaftig jetzt in diesem Augenblick die wirkliche Natur des Kosmos.

Wenn die Tore der Wahrnehmung aufgestoßen sind, ist der ganze Kosmos ... das ursprüngliche Antlitz der ursprünglichen Schönheit ...

 

Redewendung im Deutschen

Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

 

Gerhard Höllerich (Roy Black) ( 1943 - 1991)

Populäres Lied

Schön ist es auf der Welt zu sein,

wenn die Sonne scheint für groß und klein.

Du kannst atmen, Du kannst gehn,

Dich an allem freun und alles sehn !

Schön ist es auf der Welt zu sein,

sagt die Biene zu dem Stachelschwein.

Du und ich, wir stimmen ein:

schön ist es auf der Welt zu sein.

Spiel die Melodie